Geschichte der Ecole de Musique de Berlin

 

Ursprünge und Historischer Kontext

Die Ecole de Musique de Berlin, einzigartig in ihrer Art, hat ihre Ursprünge in der französischen Gemeinschaft Berlins. Ihr historischer Sitz ist in der Cité Foch, die ab 1952 im Herzen des französischen Sektors von Berlin erbaut wurde und Offiziere und Zivilisten der französischen Militärverwaltung beherbergte. Die Cité Foch, mit ihren Straßen wie der "Rue Racine" und der "Avenue Charles de Gaulle", hatte ihr eigenes Einkaufszentrum, Schwimmbad, Schule, Kino und Gemeindezentrum und schuf so einen französischen Mikrokosmos mitten in Berlin.

 

Gründung und Erste Entwicklung

Im Jahr 1980 gründeten zwei beliebte Musiklehrer der damaligen französischen Realschule "Collège Voltaire", Patrice Keller und Philippe Lévy, die Ecole de Musique de Berlin, um der hohen Nachfrage nach Gitarren- und Klavierunterricht in französischer Sprache gerecht zu werden. Ursprünglich für die Kinder der französischen Militärfamilien gedacht, wurde die Schule schnell zu einem Kultur- und Begegnungsort. Bis zum Abzug der alliierten Streitkräfte im Jahr 1994 nahmen dort jährlich etwa 120 Kinder und Jugendliche Unterricht.

 

Wendepunkt 1994

Das Jahr 1994 markiert einen entscheidenden Wendepunkt für die Schule. Mit dem Abzug der alliierten Streitkräfte plante die französische Militärbehörde, die Schule zu schließen. Julia Haußner, eine ehemalige Schülerin der französischen Schulen in der Cité Foch und junge Klavierlehrerin, weigerte sich, die Schließung der Schule hinzunehmen. Entschlossen mobilisierte sie ihre Kollegen und Eltern von Schülern, um den gemeinnützigen Verein "Deutsch-Französische Musikschule e. V." in Rekordzeit zu gründen. Dieser Status als gemeinnütziger Verein rettete die Schule. Die Herausforderungen waren jedoch zahlreich: Neue Räume mussten gefunden und die versprochenen Instrumente mussten beschafft werden.

 

Kampf und Widerstandsfähigkeit

Dank einer Reihe glücklicher Zufälle und der Unterstützung vieler Helfer fand die Schule vorübergehend Zuflucht im Romain-Rolland-Gymnasium. Trotz der Schwierigkeiten stabilisierte sich die Schule und begann zu gedeihen. Die Bemühungen von Julia Haußner und ihrem Team, unterstützt durch Tipps und Unterstützung von Privatpersonen und Kulturverantwortlichen, ermöglichten es, die Schule mit Klavieren, Streichinstrumenten und Schlagzeugen wieder auszustatten. Innerhalb weniger Jahre verdreifachte sich die Zahl der eingeschriebenen Schüler von 75 auf über 380.

 

Erweiterung und Verankerung in der Gemeinschaft

Die Schule begnügte sich nicht damit, nur zu überleben; sie expandierte. 2007 wurde eine neue Außenstelle im Centre Bagatelle in Frohnau eröffnet, wo Musikunterricht in einer historischen und anregenden Atmosphäre angeboten wird. Diese Initiative trug auch dazu bei, das Centre Bagatelle vor der Schließung zu bewahren. 2011 wurde eine weitere Zweigstelle in den neuen Räumlichkeiten der École Voltaire in Berlin-Tiergarten eröffnet, wodurch eine langjährige Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Collège Voltaire, heute "Ecole Voltaire" fortgesetzt wurde.

 

Verwurzelung und Modernisierung

In der grünen Cité Foch gelegen, spielt die Ecole de Musique weiterhin eine zentrale Rolle im kulturellen Leben der lokalen Gemeinschaft. Im Jahr 2023 erweiterte sie ihr Angebot nach Neukölln und führte frühmusikalische Programme auf Französisch für Kleinkinder ein. Seit September 2023 verfügt die Schule über eigene Räumlichkeiten direkt neben der Maternelle Voltaire und nur 500 Meter vom Französischen Gymnasium Berlin in Tiergarten entfernt, was eine wertvolle und fruchtbare Zusammenarbeit fortsetzt.

 

Herausforderungen und Pandemiezeit

Im Laufe der Jahre führte Julia Haußner die Schule durch zahlreiche Krisen. Logistische und finanzielle Herausforderungen, Einbrüche und die durch die COVID-19-Pandemie auferlegten Einschränkungen setzten der Schule stark zu. Trotzdem gelang es der Schule, dank starker interner Mobilisierung und der unermüdlichen Unterstützung der Familien, die Honorare der Lehrer im Jahr 2022 zu erhöhen, um die Kontinuität ihrer Aktivitäten trotz des Fehlens regelmäßiger Subventionen sicherzustellen.

 

Übergang und Fortführung

Julia Haußner beendete ihre Tätigkeit als Schulleiterin Ende 2022, nachdem sie sich jahrelang der Rettung und Entwicklung der Schule gewidmet hatte. Ihr Führungsstil und ihr Engagement haben die Schule nicht nur vor der Schließung bewahrt, sondern auch zu einer florierenden und respektierten Institution gemacht. Dank ihres Engagements bleibt die Ecole de Musique eine kulturelle und musikalische Brücke zwischen Frankreich und Deutschland, bereichert das Leben vieler junger Musiker und fördert den kulturellen Austausch. Julia bleibt als Klavierlehrerin engagiert und widmet sich mehr dem Unterrichten und ihrer Tätigkeit als Korrepetitorin an der Universität der Künste. Gleichzeitig setzt sie ihr Engagement als Inhaberin des offiziellen Titels Pädagogische Beraterin an der Musikschule fort.

 

Im Jahr 2024 wird die Schule 45 Jahre alt. Aktuell hat sie 380 Schüler und 37 Lehrer.

 

Die Geschichte der Ecole de Musique ist ein lebendiges Zeugnis für Ausdauer, gemeinschaftliches Engagement und den Reichtum der deutsch-französischen Zusammenarbeit und zeigt, wie lokale Initiativen nachhaltige Auswirkungen auf das kulturelle Gefüge einer Stadt haben können.